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Alt 30.06.2013, 00:09   #2 (permalink)
sierra
Experte

Meine Garage
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Standard Mein erstes Auto

Ich habe mir gedacht, das könnte vielleicht ein interessanter Thread werden, und habe Laminators Beitrag als Startbeitrag hierhin kopiert.

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Als ich noch ein Schüler war, war es meine Aufgabe, den Volkswagen 1500S meines Vaters zu putzen. Dabei gab es eine strenge Endkontrolle, die den geöffneten Kofferraum und die Türfalze beeinhaltete. Bald konnte ich mit Polyester umgehen und etwas lackieren, denn der Volkswagen rostete ziemlich heftig. Irgendwann durfte ich den braunen Boliden in die Garage manövrieren, und immerhin lag diese in Hanglage.
Der 1500S war kurzzeitig das Topmodell Wolfsburger Automobilbaukunst. Mitgerissen von der Begeisterung darüber, war ich ein komplettes VW/Porsche-Kid. Bei den großen Autorennen war meine Freude immer groß, wenn die Porsche einmal die bösen übermächtigen Fords schlagen konnten.
Dann stellte uns mein Vater vor vollendete Tatsachen. Er hatte doch glatt den 1500S gegen einen Opel Rekord getauscht! Einen Porsche-Ableger gegen ... was eigentlich? Eigentlich wollte ich den nicht mehr putzen. Und dann kam noch dazu, gerade jetzt wurde ich achtzehn. Sollte ich mit dem Opel fahren lernen? Jedenfalls lud mein Vater mich eines Tages auf den Verkehrsübungsplatz ein, und irgendwie begann ich den Opel zu mögen.
Ein paar Monate später, inzwischen mit Führerschein und der Horrorerfahrung, meinen Vater auf dem Beifahrersitz zu fahren, begann meine Experimentierphase. Kann man den Rekord fahren, ohne zu schalten? Weitgehend ja. Man fährt im dritten Gang an, und der geht bis über 100. Kann man schalten, ohne zu kuppeln? Das geht, erfordert aber einige Übung mit fiesen Geräuschen. Wie schnell gehen Kurven? Dabei hatte ich allerdings vergessen, dass mein Vater eine Tauchpumpe im Kofferraum liegen hatte. Die sorgte dann für eine kleine Beule nach außen. Eines Abends setzte ich gerade zum Überholen eines älteren Rekords an, der am rechten Straßenrand langsamer wurde. Als ich neben ihm war, fiel dem Fahrer ein, dass er links abbiegen wollte, und er zog prompt nach links. Die Folge war eine Seite Wellblech am Rekord. Der andere Fahrer war erfahrener als ich. Er wusste, dass ihm da etwas aus dem Ruder gelaufen war, und verschwand schnell.
Mein Vater ließ den Rekord reparieren und kam meinem Wunsch nach einem eigenen Auto nach. Es war ein Mitglied der Porsche-Familie, ein VW Käfer 1200 mit 34 PS für 450 DM in pastellblau. Die Farbe hieß so, aber alle nannten sie türkis. Der Wagen war 9 Jahre alt, ein Jahr vor seinem programmierten Tod. Jetzt lernte ich, wie man Bleche mit Blindnieten aufsetzt. Als Sportwagen verlor der Käfer Gewicht. Teppiche wurden entfernt, Radkappen und Zierleisten verschwanden. Bei der Verfolgung eines Alfa Romeo Zagato in hellgrün beteiligte sich eine Zivilstreife, die ich erst als solche bemerkte, als sie überholte und der Beifahrer seine Bratpfanne aus dem Fenster hielt. Dass ich um die 70 gefahren war, stellte sich dann als kleineres Problem heraus. Die Polizisten mochten die Slicks auf den Hinterreifen nicht.
Nach einem Jahr wechselte der türkise 1200 wieder den Besitzer. Nun war es ein Schrotthändler. Sein Nachfolger wurde ein brauner 1200 für 650 DM, der noch zwei Jahre bis zur finalen Hauptuntersuchung hatte. Ihm fehlte schon der Rückwärtsgang. Aber mit ihm beginnt schon ein anderes Kapitel.
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