Mein Weg zum Fünfi

[Schorsch]

(Ich habe den Bericht im Februar 2009 in einem anderen Forum geschrieben. Da ich aber zwischenzeitlich hier so heimisch geworden bin, finde ich, dass er hierher gehört.)


Kam – sah – und siegte. Das war Liebe auf den ersten Blick. Aber was tun? Ich war ja schon fast 16 Jahre mit einem A-Corsa verheiratet und der war treu und zuverlässig und hat mich in all der Zeit nur ein einziges Mal auf der Autobahn stehen lassen. (Klar, Krach gibt’s in jeder guten Beziehung). Da ich nach dem Motto handle „never change a winning team“, war die Option klar „bis dass der TÜV uns scheidet“.

Angies Konjunkturprogramm und die Umweltprämie waren zunächst uninteressant. Die heutigen Autos sehen alle so glatt und gleich aus. Mir fehlen die charakteristischen Unterschiede und ich wollte (noch) keine „Spießer-Karosse“. Kann ja noch kommen, wenn ich nicht mehr so gelenkig bin…. Dann habe ich auf der Heimfahrt vom Büro den Beitrag des Autodoktors von Radio FFH gehört. Hmmm. Rein rechnerisch betrachtet, war mein Auto tatsächlich keine 2.500 € mehr wert, ein schlummernder Motorschaden war nicht auszuschließen; und letztes Mal ist er erst beim zweiten Anlauf über den TÜV gekommen. Dass er kleine Rostflecken hat, zählt nicht. Ich tausche ja auch keinen Mann aus, nur weil er ein paar Falten kriegt. Alles in allem war ich noch nicht überzeugt, meinen Kleinen ermorden lassen. Ich habe ihm im November erst völlig neue Schuhe gekauft. Ich muss zugeben (Schande über mich), dass ich mich umgeschaut habe, unverbindlich und interessehalber. Der Mini ist zwar nett, aber zu teuer und mit den drei bayrischen Buchstaben hintendran winken hohe Werkstattkosten. Außerdem gefällt mir der Pizza-Tacho nicht und nach der ersten Fahrt und dem Urteil einer Freundin, die ihn fährt, war meine Begeisterung wie ein Luftballon geplatzt. Der neue Corsa war mir definitiv zu groß geworden, den hätte ich innerhalb kürzester Zeit auf A-Corsa-Format gestutzt. ;-))) Der Matiz hat zwar A-Corsa-Format, aber für sowas hätte ich meinen Kleinen nie eingetauscht. Abends fuhr ich zum Burger King. Vor mir stand ein älteres Auto und ich dachte: „Boah, dem sein Motor hört sich ja kriminell an.“ *räusper *. Bis ich meinen Motor ausstellte. *nochmal räusper *.

Am nächsten Morgen (24. Januar 2009) habe ich einen Fünfi bestellt. Ein Fiat-Händler meines Vertrauens - kein Autohändler mit Schlips, Anzug und „von-oben-herab“-Allüren, sondern einer, der in normalen Klamotten und völlig entspannt seine Kunden bedient und der keine Angst hat, dass ihm - wenn er mal lacht – das Gesicht in Scherben fällt. Er ist vor allem prompt und verbindlich. Ich brauche kein Brimbamborium. Kurz. Knapp. Lösungsorientiert. FERDISCH.

Dann durfte ich einen Fünfi aussuchen: Mit dem ganzen technischen Kram habe ich nicht soviel am Hut (kostet alles nur unnötiges Geld und kann kaputt gehen). Ich wusste nur rot muss er sein und Klima, ABS, ESP muss er haben und auf keinen Fall ein weißes Lenkrad. Ich kenne mich, also habe ich mich gleich für ein schwarzes entschieden. Dann hat er mir einen schwarzen Fünfi Sport gezeigt. Ooh wie schöööööööööön. Und das elektrische Glas-Schiebedach * Cabrio-Feeling*. Und das war‘s dann. Lach. Ein paar Kleinigkeiten kamen noch dazu, weil ich das Zubehörheftchen das ganze WE über inhaliert habe. Menno, ich könnte einen Goldesel gebrauchen… oder einen reichen Mann. Aber da mache ich lieber für meinen Fünfi Klimmzüge am Brotkasten und bleibe die alleinige Herrscherin über meine Fernbedienung.

Das Resultat:
Fiat 500 1.2 8V Sport, Pasodoble rot, ESP, ASR, MSR, Anfahrhilfe, Sky Dome, Leichtmetallsportfelgen 15" Nr. 439, lackierte Seitenschutzleisten mit Emblem 500, Chrom Paket, Kofferraumleuchte, Winterreifen, Kofferraumwanne.

Mir wurde eine Wartezeit bis Ende März angekündigt. Genug Zeit, Abschied zu nehmen von meinem Corsachen. Anfang Februar kam der Anruf, dass mein Fünfi gebaut ist und von Polen herüber gekarrt werden muss. Ein paar Tage später war er in Deutschland. Und am 13. Februar war mein Fünfi da. Mein Kleiner. Freu. Den will ich – MUSS ich - sehen. Ich habe sofort den Nachmittag frei genommen. Boah, mein Auto *luftwegbleibundvorbegeisterungbeinahtotumfall * Mich wundert es echt, dass ich auf dem Rückweg nicht meinen Corsa in den Graben gefahren habe…. Eigentlich darf man nicht berauscht Auto fahren… Lach. Offenbar hat er den Heimweg aber von alleine gefunden.

Die Woche danach war mit mir wenig anzufangen. Ich stand total unter Spannung, die sich steigerte bis zum 20., an dem ich ihn abholen wollte. Der Brief war inzwischen da und die Anmeldeformalitäten erledigt. Ich habe abends zuvor von meinem Corsa Abschied genommen und ein paar Tränchen verdrückt. Hörma… so ne Trennung tut weh, auch wenn ein Fünfi folgt….

Freitags war mit mir mal rein gar nichts mehr anzufangen. Ich habe nicht viel gearbeitet. Wär doch eh nur Murks herausgekommen…. Um 15.45 Uhr bin ich von zuhause losgefahren. Die letzte Fahrt mit dem Corsa. Wehmut. Abschied.

UND DANN: TATATAAAAAAAAAAAAAAA: MEIN FÜNFI! Boah. Ich hab mich gar nicht getraut. Aber es ging besser als erwartet. Natürlich habe ich erstmal gucken müssen, wie der verflixte Scheibenwischer funktioniert, denn es hat geregnet. Das war ja mal so was ganz was anderes als bisher. Ich drücke wie üblich gegen den Hebel und denke der Heckscheibenwischer geht an. Pustekuchen. Das ist die Wisch-wasch-Anlage…. Lach. Ich habe mich köstlich amüsiert. Nur musste ich ja nebenbei noch fahren. Ich glaub, die Autos hinter mir haben bestimmt gedacht, ich wäre eine Anfängerin. Lach. Ich zitiere jetzt teilweise meine unmittelbar danach im Forum500 geschilderten Eindrücke:

„Im Forum kam der Spruch, ich würde mit einem Schaschlik-Spieß-quer-im-Mund-Grinsen durch die Gegend laufen, aber eigentlich war es EHRFURCHT über dieses wundervolle Auto. SPRACHLOSIGKEIT. Und ein Gefühl der SICHERHEIT, obwohl so vieles noch fremd ist. Der Umstieg von meinem A-Corsa auf den Fünfi ist ein Zeitsprung von *gefühlt * ein paar Jahrhunderten. Auf der Heimfahrt hat mir tatsächlich einer, der aus einem Feldweg fuhr, die Vorfahrt genommen. Da konnte ich gleich mal ausprobieren, dass bei einer Notbremsung die Warnlichter angehen. VERTRAUEN. Mann-mann, das Auto ist spitzenmäßig. Ich bin völlig high. Ich bin so ca. 35 km gefahren. Dann wurde es dunkel, es regnete und der Tacho zeigte Glatteiswarnung. Für mich ist dieses Auto ein Mega-Highlight - etwas, dessen Besitz ich noch nicht richtig realisiert habe. Ich bin ein bisschen herumgefahren, um die Grundfunktionen kennenzulernen (funktioniert vieles anders als beim A-Corsa *allein der Scheibenwischer* lautlach*). Ich hätte endlos weiterfahren können. Aber da ist noch Zeit. Ich genieße erstmal das, was da momentan an Emotionen auf mich einstürmt. Ich bin einfach überwältigt."

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Im Mai habe ich mir von Windesa Sonniboy (Sonnenschutz-Set Fiat 500 für die Heckscheibe und die hinteren Seitenfenster) geholt. Seit Dezember 2009 hat mein Fünfi Bosi-Auspuff und Tieferlegung mit Eibach Pro Kit. Das habe ich hier (=> LINK) beschrieben.

Letzte Woche war mein Fünfi in der ersten Inspektion: Jahreswartung, Einbau des Sportluftfilters, Sommerreifen montieren, Italien-Sticker anbringen und das ganze Salz vom Winter entfernen, macht summa summarum 257,03 € (inklusive Sticker). Den K+N-Sportluftfilter und das Reinigungsset hatte ich mir bei sportluftfilterbilliger.de für insgesamt 72,20 € bestellt gehabt.

Als Leihwagen bekam ich den 100 PS Cabrio in rot. Ich meinte beim Gehen: "Also dann, bis in drei Wochen". Lach. Und als ich am nächsten Tag anrief, um zu fragen, wann ich meinen Fünfi holen kann, meinte der junge Mann: "Ich dachte, Sie wollten noch ein bisschen Cabrio fahren". Durfte ich auch. Mein Kleiner war erst am nächsten Tag fertig.

Was soll ich sagen: mit den ganzen Veränderungen an meinem Fünfi kann ich nur feststellen, dass er sich besser fährt, als ein "ungetunter" 100 PS-ler, so schön es auch ist, auf der Autobahn richtig Gas geben zu können. Etwas mehr Power fehlt mir bei meinem ein bisschen. Aber nach Inspektion und Luftfilterwechsel fährt er sich wie auf Wolken - locker, leicht, traumhaft. Lediglich der Benzinverbrauch scheint gestiegen zu sein. Ich warte noch das erste Tanken und die Eingabe im Spritmonitor ab. Auf dem Tripcomputer sieht es so aus, als würde er bis zu einem dreiviertel Liter mehr verbrauchen. Vielleicht hat der "leichtere Luftzug" aber auch Einfluss auf den Tripcomputer. Keine Ahnung. Das bleibt abzuwarten.

Mein Vergleich zum Cabrio: Der Cabrio ist traumhaft, aber es gibt ihn nur mit weißem Lenkrad und Lounge-Tacho. Leider. Für mich kommt nur schwarzes Lenkrad und Sport-Tacho in Frage. Was das Dach angeht: man kann im Sommer offen fahren. Das ist einfach genial, aber es zieht. Ich habe "nur" das Glasschiebedach und somit das ganze Jahr Helligkeit und einen Blick in den Himmel. Wenn es warm ist, kann ich das Dach öffnen und im Zweifelsfall die Jalousie vorziehen, wegen der Blendung z.B. Die genialen Tage des offenen Cabrio-Daches gleichen für mich nicht den Sky Dome mit ganzjähriger Helligkeit aus. Als Fahrer bekomme ich vom offenen Cabrio-Dach nur so viel mit wie beim Sky Dome, es sei denn, ich schaue nach hinten. Das könnte im laufenden Verkehr etwas problematisch werden.

Ich habe noch keine Minute bereut, mir dieses wunderschöne Auto gekauft zu haben.

[sierra]

Zitat von Schorsch

Ich habe den Bericht im Februar 2009 in einem anderen Forum geschrieben. Da ich aber zwischenzeitlich hier so heimisch geworden bin, finde ich, dass er hierher gehört.

Eine richtig gute Erzählung! Bei mir war es ähnlich, ich wollte meinen 16 Jahre alten genialen Ford austauschen, weil die Karosserie nach vielen Blechschäden nicht mehr gescheit repariert wurde. Mir fehlte auch eine geeignete Werkstatt dazu.



Der 500 gefiel mir, seitdem ich den ersten live in Frankreich gesehen hatte. Nach langer Zeit war er ein Auto mit eigenem Erscheinungsbild. Anders als bei Dir habe ich ziemlich lange gebraucht, um mich richtig mit dem 500 anzufreunden. Besondere Probleme hatte ich mit der Höhe, weil der Ford richtig flach lag. Wochenlang hatte ich noch Zweifel, ob ich den Youngtimer nicht besser restauriert hätte. Der 500 brauchte zu Beginn auch ziemlich viel Benzin.
Inzwischen verbraucht er deutlich weniger, vor allem auf der Autobahn, seit den Eibach-Federn ist er nicht mehr ganz so hoch, aber immer noch, wenn ich zwischendurch im Grande Punto sitze.
Inzwischen mag ich meinen 500 ähnlich, wie ich den Ford gemocht habe.

[Schorsch]

Hallo Sierra, das ist bzw. war ein wunderschönes Auto, vor allem ein sehr schönes Grau, mit einem sehr ausdrucksvollen Individual-Design. => Ich glaube, dem, der mir so eine Beule ins Auto fahren würde, würde ich postwendend und ohne Reue den Hals umdrehen.

Ich war anfangs auch erstaunt, wie hoch der Fünfi ist. Eine Kollegin meinte noch: "Sie werden auch nicht jünger und mit der Zeit kommen Sie immer schwerer in so ein kleines Auto." Tja - weit gefehlt. Allerdings hatte ich dann nach der Tieferlegung das Gefühl, dass mir jeder Dackel ins Fenster gucken kann.



Ich finde es immer total spannend, die Geschichten zu lesen, die dazu geführt haben, dass sich jemand für den Fünfi entschieden hat. In dem anderen Forum war mein ausführlicher Bericht Auftakt, dass noch andere "ihren Weg zum Fiat 500" beschrieben haben.

Ich würde mich unheimlich freuen, wenn noch mehr von Euch, ihre ganz eigene Geschichte erzählen würden. Wie sagen die bei McDoof? I love it.

[Snoopy]

Den 500C gibt es auch mit schwarzem Lenkrad
Oder wolltest du den vom Händler gleich mitnehmen ?

[Schorsch]

Zitat von Snoopy

Oder wolltest du den vom Händler gleich mitnehmen ?

Ich gebe meinen Fünfi nicht mehr her!

[Vampyre]

Zitat von Snoopy

Den 500C gibt es auch mit schwarzem Lenkrad
Oder wolltest du den vom Händler gleich mitnehmen ?

Der nächste 5i wir ein Abarth....

[Vampyre]

Zitat von Schorsch

Ich gebe meinen Fünfi nicht mehr her!

Und was wäre, wenn du dafür Perla bekämst?

[Schorsch]

Lautlach. Cinquina gibt ihre Perla niemals her.

... und ich will den 695!

Außerdem: ein Fünfi darf jede Farbe haben, nur ROT muss er sein!

[sierra]

Zitat von Schorsch

Ich finde es immer total spannend, die Geschichten zu lesen, die dazu geführt haben, dass sich jemand für den Fünfi entschieden hat.

Ich würde mich unheimlich freuen, wenn noch mehr von Euch, ihre ganz eigene Geschichte erzählen würden.

Dem schließe ich mich an. Erzählt doch mal!

[revol]

Eine sehr schöne und rührende Geschichte!
Und ich habe mich in vielen Deiner Erfahrungen wieder entdeckt. Vor allem bei dem ersten Fahren. Hach ist man da komisch.

Interessant, dass ihr das Sitzen alle als hoch empfindet. Ich bin heute nach 2 Monaten mal wieder mit dem Stilo meines Mannes gefahren (weil mein Luigi seine Sommersandalen bekommen hat). Und ich hatte das Gefühl ist sitz auf nem Thron. Und vor allem habe ich mich an den hohen Schaltknauf gewöhnt. Habe am Anfang immer ins Leere gegriffen.
Und ich habe meinen tollen Lounge Tacho vermisst. Man gewöhnt sich so schnell an den kleinen.

Ich hatte ja meinen Renault Clio "nur" 4 1/2 Jahre, aber bin trotzdem froh, das meine beste Freundin ihn mir abgenommen hat. So muss ich kein schlechtes Gewissen haben, vor allem weil er erst vor einem 3/4 Jahr TÜV und neue Bremsen und Teilauspuff bekommen hatte. Man macht ja auch was mit mit seinem Auto und er kann ja auch nichts dafür, dass er älter geworden ist. Ich kann ihn jetzt immer besuchen, wenn ich mag.

Ist Euch schon mal aufgefallen, dass er von vorn wie ein kleiner Italiener mit OLiBa ausschaut? So wie hier: http://www.scherzartikel-petkov.de/b...Mafia-Bart.jpg